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Liebe Bahn

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Liebe Bahn,

(bitte entschuldige die Anrede, doch die freundliche Frau am Schalter in Kassel gab mir nur eine Visitenkarte mit dem Titel “DB Kundendialog”, und da ich keine Ahnung habe, mit wem ich da eigentlich kommuniziere, habe ich einfach beschlossen, Dich als Ganzes anzureden… und sicherlich hast Du nichts dagegen wenn wir uns duzen, schließlich haben wir schon so viel zusammen durchgemacht, daß ein “Du” sicherlich angebracht ist).

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eigentlicher Auslöser für diesen Brief ist die Tatsache, daß bei meiner wöchentlichen Rückfahrt von Kassel nach Bonn-Mehlem am 27. Juli 2008 wieder einmal – wie so oft – alles schief gegangen ist, was nur schief gehen kann. Der Intercity, in dem ich reisen sollte, fiel ersatzlos aus (laut Durchsage erst “Signalstörung” mit 45 Minuten Verspätung, dann “Störung im Betriebsablauf” mit 50 Minuten Verspätung und dann schließlich der finale “Triebwerksschaden”), und auch die alternativen Verbindungen und die Anschlusszüge waren sämtlich derartig verspätet, dass ich jetzt – es ist halb zwölf Uhr in der Nacht – noch immer in einem Deiner Züge herumsitze und mich frage, ob ich mein Zuhause jemals wieder sehen werde und ob es nicht opportun gewesen wäre, vor Antritt der Fahrt meinen Nachlass zu regeln.

Ich könnte also schreiben: Ich hätte gerne mein Geld zurück. Dann wirst Du zurückschreiben, nein, das ginge leider nicht, Du könnest mir nur einen Teil des Fahrpreises erstatten. Und dann könnte ich wiederum zurückschreiben, daß mir das aber sowas von vollkommen scheißegal sei und daß ich für ein derartiges Chaos und einen derartigen Stress, wie ich ihn heute Abend zum wiederholten Mal mit Dir hatte, eigentlich obendrein noch Schadensersatz fordern könne… aber das möchte ich gar nicht, ich möchte nur meine Kohle zurück. Vollständig.

Wenn ich im Laden an der Ecke eine Packung Brühwürfel kaufe und dann zuhause feststelle, daß sich darin tatsächlich nur das gefriergetrocknete Erbrochene einer Katze befindet, dann kriege ich schließlich auch mein Geld zurück. Und wenn ich dann auch noch nachweisen kann, daß mir das regelmäßig alle drei Wochen passiert, dann wird irgendwann der Laden von der Bullerei dicht gemacht und die Bildzeitung titelt auf Seite 2 gleich über dem Tittenbildchen “SKRUPELLOSE ABZOCKER VERKAUFEN KATZENKOTZE STATT MAGGI”… aber, wie gesagt, so weit will ich gar nicht gehen. Ich hätte nur gerne, bitteschön und mit Sahne oben drauf, den Fahrpreis von €40,– in voller Höhe zurück. Vielen Dank.

Nun ja, Du siehst es schon, das wird nicht klappen. Und ich sehe schon, wenn Du überhaupt bis hierhin durchgelesen hast, dann wirst Du meinen Brief doch recht bald beiseite legen… was schade ist, denn ich habe offiziell immer noch eine Stunde Fahrzeit vor mir (in Wirklichkeit also vermutlich drei). Damit der Brief also wenigstens von irgendjemandem gelesen wird, habe ich mir die Freiheit erlaubt, ihn auch gleich auf meinen beiden Blogs (http://massenbelichtungswaffen.de/ und http://www.deichmannsaue.de/) zu veröffentlichen, die erreichen zusammen im Monat wenigstens an die 800 Leser.

Aber ich schweife ab, denn was ich Dir, liebe Bahn, eigentlich vorschlagen wollte, ist ein Geschäft. Ein Geschäft, das für Dich wesentlich vorteilhafter sein wird, als mir “nur” mein schnödes Geld zurück zu überweisen.
(mehr…)


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